Walter Veltroni, der seine Liebe zu Kunst und Kultur auch als Minister und Bürgermeister von Rom umsetzen konnte, hat schon als zwanzigjähriger geschrieben. Aber erst dreißig Jahre später wagte er sich an seinen ersten richtigen Roman: "Die Entdeckung des Sonnenaufgangs", 2006 in Italien und jetzt auf Deutsch erschienen. Ein sensibler Roman, einfühlsam geschrieben, mit einer realistischen und einer phantastischen Ebene. Als vorangestelltes Zitat wählte Veltroni den Satz: "'Und kein Traum', seufzte er leise, 'ist völlig Traum'" aus Arthur Schnitzlers "Traumnovelle".

"Ich liebe den magischen Realismus sehr", sagt Veltroni. "Jene Literaturströmung, die von Borges über Cortazar bis hin zu Manuel Scorza und vielen anderen die lateinamerikanische Literatur durchdringt. So schien es mir nur natürlich, dass ein Werk wie die 'Traumnovelle' - beziehungsweise dieser erste Satz - der ideale Epigraph für meinen Roman sei."

Jahre des Terrorismus
Sein Roman ist seine Interpretation der bleiernen Zeit - der Jahre des Terrorismus in Italien. Sein Roman ist aber auch die Suche nach der Vaterfigur und der eigenen Vergangenheit. Seine Hauptfigur, Giovanni Astegno, ist Archivar, verheiratet, Vater zweier Kinder. Ein an der Oberfläche beschauliches Leben, wäre da nicht die Einsamkeit einer ausgehöhlten Ehe. Ein banales Leben, wäre da nicht die Herausforderung durch die Geburt der Tochter Stella, die am Down-Syndrom leidet.

Giovanni Astegnos Lieblingsmoment sind die Sonnenaufgänge. Da findet der introvertierte Vierzigjährige, der seinen Vater auf rätselhafte Weise verloren hat, zu sich. Und der Autor Veltroni begibt sich auf eine spannende Reise in die Vergangenheit - und bricht einmal mehr eine Lanze für die Kultur.