Dieser Herausgeberband von Britta Neitzel ist eine Premiere für den deutschsprachigen Raum. Dem üblicherweise als "Killerspiele" verunglimpften Kulturgenre der Videospiele wird aus der Sicht der Wissenschaft zum ersten mal fachliche Aufmerksamkeit gespendet.

Dabei ist der Ansatz ideal für eine Erstbeschäftigung mit dem Thema, da eine Vielzahl verschiedener Disziplinen ineinander übergreifen. Medienwissenschaft und didaktische Analytik sind dabei ebenso vertreten wie der Zugang historischer Kulturquellenanalyse oder wirtschaftswissenschaftlichen Herangehensweisen.

Das hohe Niveau der einzelnen Aufsätze ist allerdings auch gleichzeitig das Problem dieses Bandes: Das Verständnis einzelner Teile jenseits der eigenen Fachdisziplin erfordert eine parallele Beschäftigung mit den Fachtermini anderer Bereiche. Gleichzeitig liegt aber auch hierin eine Chance, denn nur so erhebt sich der multidisziplinäre Ansatz tatsächlich zu Interdisziplinarität. Jedem Fachwissenschaftler ist anzuraten, in Ansehen eines alltäglichen Kulturelementes wie Computerspielen die eigenen Fachgrenzen zu verlassen. Kulturgeschichte bedeutet ja gerade im Sinne von Norbert Elias oder Joachim Burkhardt die möglichst universale Herangehensweise an eine Thematik.

Im übrigen bleibt nur zu bemängeln, dass besonders modern gewollte Designelemente eher als störend empfunden werden, die Bilder selbst für die düstere Spielvorlage Silent Hill zu dunkel geraten sind (zumal nur Schwarz-Weiß) und die Qualität des Druckmaterials mehr als nur fragwürdig ist. Dies rechtfertigt den halben Punkt Abzug, inhaltlich bedingt ist es sicherlich nicht. ( )