Luis S. Krausz

Die jüdischen Großeltern des brasilianischen Literaturwissenschaftlers emigrierten 1925 nach Brasilien und wurden dort in einer deutschen Enklave mit über 80 Familien in Rolandia heimisch. In den 70er Jahren besucht der Autor mit seiner Großmutter berühmte Freunde aus dieser Zeit, wie den Frankfurter Rechtsanwalt Hermann Maier, der mit seinen Kaffeeplantagen ein Vermögen verdiente und von der Bundesregierung später geehrt wurde. Die fast groteske Opulenz, das gepflegte Deutschtum, Schwarzwälder Kirschtorte und Heine Abende, bei einer Temperatur von 30 C im Urwald, beschreibt der Autor in kurzen Kapiteln. Dabei wechseln sich Erinnerungen mit historischen Analysen der Einwanderung nach Lateinamerika ab. In den 50er Jahren wird die Idylle von der zunehmenden Korruption zerstört. Zwar leben die vermögenden Exildeutschen nach wie vor in großem Luxus, aber die Sehnsucht nach Europa lebt wieder auf. Außerdem strömen die Verursacher des Nationalsozialismus, die die Entnazifizierung nicht überstehen, über die "Rattenlinie" auf den Kontinent. Ein außergewöhnliches Zeitdokument, für ausgebaute Bestände empfohlen.… (más)