Von den 3 neuen Kleist-Biografien, die in diesen Monaten erschienen sind (H. Kraft: ID 33/07; J. Bisky: zur Besprechung vorgesehen), ist die umfangreiche Monografie des emeritierten Literaturwissenschaftlers Gerhard Schulz die seriöseste und ausgewogenste und zugleich die am lebendigsten und anschaulichsten geschriebene. Schulz geht "das Rätsel Kleist" mit der Gelassenheit und der kritischen Distanz des Historikers an, prüft die meist schwierige Quellenlage, widerlegt dabei viele Legenden der Kleist-Literatur und formuliert vorsichtig eigene Hypothesen zu den Motiven, die Kleists Handeln bestimmten, und zu den Intentionen, die seinen literarischen Projekten zugrunde lagen. Einen einfachen psychologischen "Schlüssel" für das unglückliche Leben dieses "schwierigen Menschen" bietet G. Schulz allerdings nicht an, und gerade dies macht meines Erachtens die Qualität dieser herausragenden Biografie aus. Nach Standardeinführungen in Leben und Werk wie S. Doering (BA 12/96) breit empfohlen. (2) Umfassende Darstellung des schwierigen Lebens eines der bedeutendsten Dramatikers und Erzählers der deutschen Literatur (1777-1811). (Ronald Schneider)