Levin Westermann

Ein an Weltschmerz Leidender philosophiert einsam in Frankreich über den Untergang der Menschheit. Seine unbändige Wut ist "eine trauer um die welt". Hüftschonend im Rattansessel mit der Katze auf dem Schoß, die dann plötzlich verschwindet, was die Trauer verstärkt, hat er sich lesend eingeigelt. Die Presse berichtet von Waldrodungen in Brasilien und Bränden in Kalifornien "und dann geht die sonne wieder unter und dann geht die sonne wieder auf". 22 Tage begleitet man den Einsamen in diesem Refrain in seinem Gedankenkäfig, gespickt mit zahlreichen literarischen Zitaten von Kierkegaard bis zu Louise Glück. - Die fortlaufende Erzählung in Versform, ausschließlich in Kleinbuchstaben gesetzt, gibt einen zutiefst berührenden, schonungslosen Blick auf den Zerstörungswillen des Menschen frei. Der Schweizer Dichter schreibt literarisch auf einem hohen Niveau.… (más)

Der Schweizer Dichter (Jahrgang 1980) beschreibt im ersten Abschnitt gattungsübergreifend in lyrischer Prosa die Erlebnisse eines Paares in einer düsteren Untergangsstimmung. Bezüge zur Antike und zur Literatur (Kassandra und Tschechow) erfordern genaue Kenntnisse beim Leser, um die Adaption gänzlich zu ergründen. Der zweite Teil ist eine Hommage an die russische Lyrikerin Marina Zwetajewa (1892-1941). Westermann vermischt eigene Lyrik mit Versen der Russin, findet sich selbst möglicherweise in ihrer Schwermut, ihren Selbstzweifeln und ihrer inneren Isolation wieder. Einige Fotos und Briefe der Tochter geben weitere Hinweise auf Zwetajewas Leben, die an der Bedeutungslosigkeit der Dichtkunst litt und nach der (titelgebend) ein Asteroid benannt wurde. Insgesamt keine leichte Lektüre. Wer sich allerdings auf die Auseinandersetzung mit Westermann einlässt, kann einen Erkenntnisgewinn erfahren. Für Bestände mit moderner Lyrik durchaus empfohlen.… (más)