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Helga Bürster

Autor de Luzies Erbe

6 Obras 18 Miembros 4 Reseñas

Obras de Helga Bürster

Luzies Erbe (2019) 8 copias
Eine andere Zeit (2022) 3 copias
Eine andere Zeit: Roman (2022) 2 copias
Insel, Wind und Tod (2014) 1 copia

Etiquetado

Conocimiento común

Fecha de nacimiento
1961
Género
female

Miembros

Reseñas

Ich sinniere nun schon ein paar Tage über dieses Buch und die Rezension, die es verdient. Helga Bürster, so erfuhr ich aus dem Nachwort, hat die Geschichte ihrer Großeltern erzählt.

Das hat selbstverständlich seinen individuellen Wert, aber es sind so viele Bücher und Geschichten über die persönlichen Schicksale von Zwangsarbeitern auf dem Land geschrieben worden. Auch solche, in denen solche verbotenen Beziehungen geschildert werden, habe ich gelesen - obschon selten Kinder entstanden und die meisten dieser Beziehung tragisch endeten…

Ist also diese eine Geschichte so besonders, so anders oder so erzählenswert? Ist Bürster eine so große Schriftstellerin, dass mich ihre Geschichte besonders ansprechen oder gar bewegen würde (oder müsste)?

Der Verlag schreibt:

“Helga Bürster erzählt wunderbar leicht und dabei doch tief bewegend davon, wie ein Schicksal die Jahrzehnte überdauert, wie das Schweigen über die Vergangenheit eine Familie überschattet. Sie erzählt von vier Generationen starker Frauen – und davon, dass es für Versöhnung nie zu spät ist.”

Ja, Bürster schreibt leicht, aber leider nicht besonders beeindruckend. Es lassen sich auch keine besonderen Erkenntnisse daraus ableiten:

»Johanne hatte nie viel von Urnenbegräbnissen gehalten. Der klägliche Rest, der da in die Erde gesenkt wurde, das hatte nichts mehr mit dem Menschen zu tun. Leo hatte sie mit seinen schlichten Sätzen jedoch zum Umdenken gebracht. Also stellte sie auch für sich fest:
»Es ist in Ordnung.«
»Ja. Das ist es.««

Es liest sich also leicht und schnell weg, dieses Büchlein. Allerdings wird das oft, fast mantra-artig, wiederholte “Mazur’sche Schweigen” hochstilisiert zu etwas ganz eigenem - das ist es aber nicht: In der jungen Bundesrepublik gab es viele, die aus gutem Grund schwiegen, wegsahen und die eigene Verstrickung oder zumindest das Mitläufertum unter den Teppich kehren wollten. Andere wiederum schämten sich und schwiegen deshalb.

Es war also durchaus schon ein kollektives Schweigen, gegen das dann u. a. Ende der 60er aufbegehrt wurde - “Unter den Talaren der Muff von tausend Jahren” u. ä.

Aber auch das individuelle Schweigen, wie es die Familie Mazur betrieb, ist nichts außergewöhnliches - zumindest meine Generation kennt dieses Schweigen noch, war “Empfänger” dieses Schweigens. Meine Großmutter (geboren 1901 in Bremen) hat auch Zeit ihres Lebens geschwiegen, weil sie sich schämte, nicht mehr getan zu haben (zumindest ist sie, wie Zeitzeugen mir zu berichten wußten, “anständig geblieben”). Im Gegensatz zu Bürster habe ich nie versucht, dieses Schweigen zu durchbrechen und die klaffenden Lücken mit Worten zu füllen. Das bedaure ich.

Luzies Erbe ist also relativ dürr und sie selbst trägt in der Gegenwart nicht viel zur Aufklärung bei. In der Vergangenheit, in den letzten Kriegsjahren, begleiten wir sie, Jurek, ihre große Liebe, ihre Eltern und die Dorfgemeinschaft ein Stück weit und auch hier las ich viel, das ich wusste, kannte und schon häufig gelesen hatte.

Auch von und über Jurek erfahren wir leider nicht viel - Johanne, Bürsters alter ego kommt zu spät: Jurek versinkt bereits in der Demenz und weiß nichts mehr zu berichten. Ja, als Leser versteht man grob, warum Jurek ging. Viele Fragen - auch, warum Luzie ihn einfach gehen ließ - bleiben offen.

Ich verstehe, dass Bürster wohl nah an der “erlebten Wahrheit” bleiben wollte, um dem “Mazur’schen Schweigen” eine Wahrheit entgegenzusetzen. Dennoch meine ich, dass es sehr verdienstvoll gewesen wäre, im Rahmen der Fiktionalisierung ein paar Antworten zumindest aktiv “anzudenken” und zu erzählen. Die Geschichte hätte dies zugelassen.

So bleibt es ein kurzes Schlaglicht auf die Familie Bürsters, ein Dorf bei Bremen und - ansatzweise - Schuld und Sühne. “Bewegen”, wie der Verlag es meint, oder gar mitreißen konnte mich die Geschichte leider nicht.

Vielleicht muss aber auch jede Generation gegen die Unmenschlichkeit des Nationalsozialismus, gegen das Vergessen und für die Erinnerung - gegen das Schweigen - anschreiben.

Vielleicht wird “Luzies Erbe” Früchte bei denen tragen, die noch nicht so viele Geschichten dieser Art gelesen haben. Der Geschichte - im mehrfachen Wortsinne -, der Autorin und diesem Buch wäre es zweifellos zu wünschen.

Drei von fünf Sternen von mir.

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Ceterum censeo Putin esse delendam
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Denunciada
philantrop | 2 reseñas más. | Aug 24, 2023 |
Im Sommer 2019 kehrt plötzlich wieder Leben in die alte Kate auf Usedom direkt vis á vis von Ennes Haus. Lisa Pohl soll die Fremde heißen, weiß der Postbote. Enne erinnert sich an die 1970erJahre als ihre Tante Magda mit der Cousine Christine jeden Sommer in den Osten zu Besuch kam - Wessiverwandtschaft. An ihre kränkliche Schwester Suse, die mit Eddy verlobt war und 1989 über Ungarn in den Westen ging. Seither hat man nie wieder was von ihr gehört - noch nicht mal ein Brief kam. Das jährt sich nun genau zum 30-mal und Enne beschließt gemeinsam mit Eddy, Suse endlich für tot erklären zu lassen, die quälende Wunde zu begraben. Da kommt Christine vorbei, sie war nach der Wende tatsächlich in den Osten gezogen und lebt ihr spirituelles Leben mit viel Hokuspokus. Christine behauptet, sie habe Suse gesehen - lebend. Nach Luzies Erbe (ID-A 41/19) überzeugt die Autorin mit einer sehr berührenden ost-west Geschichte. Authentisch bis ins Detail wird das Lebensgefühl im geteilten Deutschland widergespiegelt. Uneingeschränkte Empfehlung auch für kleine Bestände.… (más)
 
Denunciada
Cornelia16 | Aug 22, 2022 |
Die Sprachlosigkeit liegt seit Generationen wie eine bleierne Schwere über den Frauen der Familie Mazur, die auf einem Hof bei Bremen leben. Als Luzie fast hundertjährig stirbt, geht Johanne, die Enkelin, der Wahrheit auf den Grund. Während des Krieges kam Jurek "en Polack" auf den Hof und die junge Luzie, deren Verlobter als vermisst galt, verliebte sich in den Deutsch sprechenden Zwangsarbeiter. Sie wurde schwanger, ein Vergehen der Rassenschande, das mit dem Tod geahndet wurde. Die kleine Thea wurde versteckt und musste ohne mütterliche Liebe auskommen. Bald gab es ein zweites Kind, Helene, aber Jurek blieb nicht und ließ Luzie im Stich. Johanne sucht ihn nun in Polen auf, da ist er jedoch schon zu dement...Bürster erzählt hier mit plattdeutschen Einschüben und authentischen Feldpostbriefen die Geschichte ihrer Großeltern. Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich kapitelweise ab, wobei die Passagen aus der Vergangenheit sehr überzeugend geschildert werden während die heutigen Frauen, die alle mit Luzie auf ihre Weise hadern, blass bleiben. Besonders im Norden als weiteres Zeitdokument empfohlen.… (más)
 
Denunciada
Cornelia16 | 2 reseñas más. | Oct 21, 2019 |
„Die Blechdose blieb Johanne die Antwort schuldig, so wie Luzie sie ihr schuldig geblieben war.“ (Zitat Seite 247)

Inhalt

Als Luzie Mazur stirbt, ist sie beinahe hundert Jahre alt. Doch für Johanne, ihre Enkelin, ist es dennoch zu früh, denn viele offene Fragen, die Geschichte der Mazur-Frauen betreffend, bleiben unbeantwortet. Johannes Großvater Jurek Mazur, der Vater von Johannes Mutter Thea und deren Schwester Helene, war im zweiten Weltkrieg als polnischer Zwangsarbeiter ins deutsche Dorf gekommen und diese Liebe war ein Verstoß gegen die strengen Rassengesetze und damit lebensgefährlich. Nach dem Krieg können sie endlich heiraten, doch im Dorf bleiben sie Außenseiter. Jurek arbeitet in der Kaserne für die Engländer, das Wochenende verbringt er mit seiner Familie. Bis er eines Tages nicht mehr kommt. Luzie schweigt und spricht nie mehr über ihn. Auch in den zu Lebzeiten streng gehüteten Unterlagen ihrer Großmutter findet Johanne weniger Hinweise, als erhofft, doch sie gibt die Suche nicht auf.

Thema und Genre
Dieser Generationenroman mit zeitgeschichtlichem Hintergrund basiert auf wahren Begebenheiten aus der Familie der Autorin. Im Mittelpunkt stehen die Frauen, vier Generationen von starken Frauen, es geht um Liebe, Mut, Familiengeheimnisse, unerfüllte Träume und schwierige Mutter-Tochter-Beziehungen. Ein wichtiges Thema ist auch das belastende, starre Schweigen einer ganzen Generation.

Charaktere
Luzie ist die Matriarchin der Familie. Gewohnt, hart zu arbeiten, sichert sie damit das Überleben ihrer Familie. Für ihre Töchter bleibt da kaum Zeit. Das Leben hat sie ernst und schweigsam gemacht. Die vielen unbeantworteten Fragen belasten vor allem auch Thea und Johanne, wobei Johanne nicht aufhört, nach Antworten zu suchen.

Handlung und Schreibstil
Es sind zwei Geschichten, die abwechselnd erzählt werden, die von Luzie und Jurek und die der Familie nach Luzies Tod. Erinnerungen der einzelnen Familienmitglieder ergänzen die Hintergründe. Die Trennung in Kapitel vereinfacht den Überblick. Sehr spannend sind die Schilderungen aus den Kriegsjahren. Der flüssig zu lesende Schreibstil legt auch die Gefühle der einzelnen Charaktere offen und erzählt eine lebendige, nachvollziehbare Geschichte von Konflikten und Entscheidungen, die sich aus den Ereignissen ergeben, unvermeidbar sind und dennoch tiefe Auswirkungen haben.

Fazit
Ein spannender Generationenroman, getragen von starken Frauen und eine von Schweigen und unbeantworteten Fragen geprägte Familiengeschichte. Ein Buch, das noch lange nachklingt.
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Denunciada
Circlestonesbooks | 2 reseñas más. | Sep 10, 2019 |

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6
Miembros
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