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Antje Rávic Strubel

Autor de Blaue Frau: Roman

17+ Obras 150 Miembros 6 Reseñas

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Obras de Antje Rávic Strubel

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Eine junge Frau aus Tschechien spart sich nach dem Schulabschluss durch Jobben im Skigebiet Geld zusammen. Sie geht nach Berlin, macht einen Sprachkurs und beginnt dann in einem entstehenden Kulturzentrum in der Uckermark ein unterbezahltes Praktikum. Dort wird sie von einem deutschen Kulturpolitiker vergewaltigt. Niemand glaubt ihr. Völlig traumatisiert flieht sie nach Helsinki, wo sie den estnischen Wissenschaftler und EU-Abgeordneten Leonides kennenlernt.
Das Buch beginnt in einer Rückblende, als Adina schon in Helsinki ist, springt dann nach Berlin, wo eigentlich erst klar wird, was geschehen ist und geht dann chronologisch zu Ende. Insofern fand ich es vor allem anfangs nicht ganz einfach zu folgen. Die titelgebende blaue Frau kommt immer wieder vor, mal als eine Art Feenwesen, mal aber auch ganz real. Was ist sie? Ich weiß es nicht.
Insgesamt aber gibt das Buch mir viel zu denken. Ich lebe nahe der tschechischen Grenze und habe vielfältige Berührungen mit Tschechien. Was ist das Land, sind die Menschen dort für mich? Das Buch bringt sehr gut heraus, wie marginalisiert im Image oder Status insgesamt die Menschen aus Osteuropa in Deutschland sind. Was überhaupt ist Osteuropa? Wien liegt wesentlich östlicher als Prag, Tschechien gehört weder politisch noch geografisch zu Osteuropa. Wahrscheinlich meinen wir Westdeutschen die ehemaligen Länder des Warschauer Pakts, wenn wir von Osteuropa sprechen.
Wie also denke ich, denken die Westdeutschen über Tschechien im Vergleich zu anderen Nachbarländern, beispielsweise Dänemark oder Frankreich? Fühlen wir uns nah, fühlen wir uns verwandt, vll. sogar verantwortlich?
Wäre Adina das gleiche passiert, wenn sie nicht als Osteuropäerin wahrgekommen worden wäre, sondern aus Italien, Schweden oder England gekommen würde? Es sind viele Aspekte, die zu Adinas Tragödie beitragen: Sie ist jung, sie ist eine Frau, sie ist einsam, und sie kommt aus Tschechien. Hingegen schützt sie ihre Intelligenz, ihre Phantasie und doch auch ihre Jugend.
Das Buch gibt mir zumindest verschiedene Aufträge, zum einen nicht wegzuschauen, zum anderen Europa als Ganzes wahrzunehmen.
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½
 
Denunciada
Wassilissa | 4 reseñas más. | Feb 26, 2023 |
There are two alternating stories going on here, both set in Helsinki a few years ago, but without any other very obvious connection until quite a long way into the book: in one, a young woman — Adina/Sala/Nina — who has grown up in a Czech ski resort is holed up on her own in a suburban apartment trying to work out how to take the next step in her life after being raped; in the other, a writer who grew up in East Germany is trying to recalibrate her ideas about East-West relations in the light of the rather different Finnish experience of being caught between two systems, and starts to find the germ of a novel in a series of encounters with the enigmatic Blue Woman.

At the centre of the book is Strubel's exploration of the way we seem to construct artificial competitions between different types of victimhood, where people who suffered under Stalinism can come to feel that they are getting less attention than those in other places who suffered under fascism, or vice-versa; or violence against women somehow gets left out when we are talking about politically or racially motivated violations of human rights. The rapist in the novel is a politician who has built his career on fighting for the rights of minorities; the victim likes to identify herself with the fictional figure of the Last of the Mohicans.

But there's a lot more going on here, especially on the subtleties of "East vs. West" as it plays out in Germany, Finland, Estonia and the Czech mountains. And on all sorts of other forms of exploitation, sexual, economic, or literary. A clever, poetic book, full of subtle touches, but somewhat frustrating to read at first because it takes such a long time to switch from atmosphere-building to actual narrative.
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½
 
Denunciada
thorold | 4 reseñas más. | Nov 16, 2022 |
Aufwühlend, bewegend, anstrengend, schwer „verdaulich“, unbedingt lesenswert und wichtig

»Es braucht klare Ansagen, wenn die, die ihre jahrhundertealte Meinungshoheit verlieren, diesen Verlust zum Ende der Meinungsfreiheit erklären.«

Ursprünglich aufmerksam auf “Blaue Frau” wurde ich durch die Vorstellung des Buches und dem Interview Denis Schecks mit Antje Rávik Strubel (https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/druckfrisch/sendung/druckfrisch-856.html) in dessen Sendung “Druckfrisch” (https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/druckfrisch/index.html).

Erst jedoch als ich Strubels in mehrerlei Hinsicht emotionale Dankesrede (https://youtu.be/FKC2GVM4T_A?t=3086) zum gewonnenen Deutschen Buchpreis sah, rückte dieses Buch sofort an die Spitze meines Stapels ungelesener Bücher.

Antje Rávik Strubel erzählt in “Blaue Frau” die Geschichte Adinas, einer jungen Tschechin, die während eines Praktikums in Deutschland sexualisierte Gewalt erlebt. Dabei arbeitet sich die Erzählerin durch Zeit und Raum und die verschiedenen Ebenen und Perspektiven ihrer Figuren.

Gerade im ersten Teil empfand ich dies teilweise als anstrengend und verwirrend - manchmal wurde mir erst im zweiten oder dritten Satz klar, wo und wann wir uns befinden. Die Autorin nötigte mir äußerste Aufmerksamkeit ab, legte dafür aber vorsichtig und behutsam nicht nur ihre Geschichte, sondern auch ihre Figuren schichtweise frei, ohne letztere dabei jemals bloßzustellen.

Was Adina er- und widerfährt, erzählt Antje Rávik Strubel überaus berührend, aber nie sentimental. Sie erzählt nicht von Gefühlen, sondern versteht es meisterhaft, diese mittels ihrer über weite Teile geradezu poetischen und gleichzeitig überaus präzisen Sprache lebendig werden zu lassen.

Dabei zielt Strubel nie auf Mitleid ab, sondern auf Miterleben und resultierendes Mitgefühl und das gelingt ihr - insbesondere ab etwa dem zweiten Drittel von “Blaue Frau” - wie sonst kaum jemandem.

Die Geschichte von Adinas Odyssee aus ihrem Heimatort in Tschechien nach Berlin über die Uckermark und schlußendlich nach Helsinki hat mich zeitweise vollkommen in ihren Bann gezogen. Förmlich eingesaugt in das Geschehen, bemerkte ich kaum, wie ich “plötzlich” von der Hälfte auf die letzten Seiten dieses Romans gelangte.

Die Einschübe, während derer die namensgebende “Blaue Frau” auftaucht und mit der die Schriftstellerin Zwiesprache hält, erlauben es nicht nur, das vorher Gelesene zu “verdauen” (was für mich nicht immer leicht war), sondern helfen auch bei der Reflexion desselben und tragen maßgeblich zum Verständnis bei. Nicht zuletzt waren sie mir auch stellenweise eine willkommene “Entschleunigung” und Befreiung aus dem Sog des Geschehens.

Durch Adinas Zusammentreffen mit Leonides Siilmann, einem estnischen Politikwissenschaftler, erfahren wir zudem scheinbar am Rande und doch wichtig für die Geschichte, über die doch sehr unterschiedliche Erinnerungskultur in Ost und West: War für das damalige West-Europa mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Zeit der Diktatur beendet, so waren doch die Jahrzehnte von 1945 bis 1991 - dem Untergang der Sowjetunion - für Ost-Europa, hier vertreten durch Estland, durch eine Diktatur unter anderem Vorzeichen geprägt.

»Erst, wenn eine Französin, wenn ein Deutscher bereit sind, zu sagen, der Gulag ist unser ureigenes Problem, so wie Auschwitz unser ureigenes Problem ist, steuern wir nicht mehr auf ein westliches, ein östliches, ein mittleres Europa, also auf den Zerfall Europas zu!«

Es ist ein weiteres großes Verdienst Antje Rávik Strubels, die selbst in der zweiten deutschen Diktatur gelebt hat (wir erinnern uns: 1989 erst fiel die Mauer, die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten war 1990), uns unaufdringlich auf die daraus resultierenden Unterschiede aufmerksam zu machen.

Mit der in achtjähriger Arbeit entstandenen “Blauen Frau” hat Antje Rávik Strubel einen Roman von existentieller Kraft und Wucht geschaffen, der völlig verdient den Deutschen Buchpreis 2021 erhalten hat. Mich hat “Blaue Frau” in ihren Bann gezogen, eingesaugt mitten in die Wirklichkeit des Romans und nicht mehr losgelassen.

Mich freut das auf vielerlei Ebenen: Für mich persönlich, denn das endende Jahr 2021 bescherte mir noch einen literarischen Paukenschlag und ein weiteres Buch, das sich augenblicklich zwischen meinen absoluten Favoriten wiederfindet.

Zu so unterschiedlichen Autor_innen wie Thomas Mann, Marion Gräfin Dönhoff, Siegfried Lenz, Mechtild Borrmann und Kristin Hannah gesellt sich mit Antje Rávik Strubel eine offen “queere” feministische Persönlichkeit. Das sorgt - hoffentlich noch für Jahrzehnte - für Diversität in der Literatur und neuen Geist in (nicht nur) alten Köpfen.

»Es gehörte zur Würde des Menschen, mit seinem richtigen Namen angesprochen zu werden, dachte Kristiina, auch wenn manche im Korrekten eine Doktrin sehen wollten, die sie dann verunglimpften.«

Die Vielschichtigkeit betonend und feiernd, beendete Antje Rávik Strubel folgendermaßen ihre anfangs bereits erwähnte Dankesrede:

»Rávik und ich sind Schriftstellerinnen, nicht Schriftsteller, und als solche manchmal ausgezeichnet mit einem Sternchen. Vielen Dank!«

Von mir sind es - und das fühlt sich geradezu vermessen an - fünf Sterne.


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Denunciada
philantrop | 4 reseñas más. | Nov 1, 2021 |
„Ich frage die blaue Frau, ob es sich nicht umgekehrt verhalte. Ob nicht das Erzählen vor dem Leben geschützt werden müsse, vor dem Gewöhnlichen, dem Vergessen, dem Vergehen der Zeit.“ (Zitat Pos. 1650)

Inhalt
Adina, geboren 1984 wächst in einem Dorf im tschechischen Riesengebirge auf, in einem im Winter von Touristen besuchten Schigebiet. Am 18. September 2006, sie ist einundzwanzig Jahre alt, fährt sie nach Berlin. Sie besucht Deutschkurse, denn sie will Geowissenschaften studieren. Durch die Fotografin Rickie erhält Adina eine Praktikumsstelle auf einem Landgut in der Uckermark. Razlav Stein hat das verfallene Anwesen gekauft und will ein Kulturzentrum errichten. Den Namen Adina kann er sich nicht merken, er nennt sie Nina. Es ist ein Abend mit wichtigen Investoren, der ihr Leben völlig verändert. Sie flieht nach Helsinki, wo sie den estnischen Professor Leonides Siilmann, der sie liebevoll Sala nennt, kennenlernt. Eines Abends nimmt dieser sie auf einen Empfang mit, wo ihre Vergangenheit sie einholt. Wer ist diese junge Frau mit den drei Namen, die sich selbst jedoch „Mohikaner“ nennt und wer ist die blaue Frau, die ihre Geschichte begleitet und die Ilse Aichinger zitiert?

Thema und Genre
In diesem komplexen Roman geht es um die auch nach dreißig Jahren noch bestehenden mentalen und wirtschaftlichen Grenzen zwischen Ost und West, wobei Finnland das Bindeglied ist. Themen sind Gewalt an Frauen, Traumata, das Wegsehen der Gesellschaft, Ausbeutung, und die Lebensumstände der aus Osteuropa stammenden Menschen im Westen.

Charaktere
Die Autorin formt ihre Figuren, sie geht hart und realistisch mit ihnen um. Es geht ihr die tatsächlichen Umstände, Entscheidungen, Handlungen, Befindlichkeiten, die sie genau beobachtet und präzise beschreibt. Adina ist Opfer, weil es die Geschichte einer Frau ist, die durch ein einschneidendes Erlebnis zum Opfer wurde, die Autorin lässt ihrer Hauptfigur keine Wahl für mögliche andere Entscheidungen. Adinas Stärke zeigt sich, wenn der Mohikaner auftaucht, der in ihrer Jugend irgendwann plötzlich da war, eine Art Alter-Ego und ihr vierter Name.

Handlung und Schreibstil
Die Geschichte beginnt in Helsinki, wir folgen Adina als Mittelpunkt der personalen Erzählform, sehen durch ihre Augen die Umgebung, die Gegenstände ihrer Wohnung, aber auch Helsinki und die weiteren Orte der Handlung, immer wieder die genauen Beobachtungen der Natur, der Bäume, präzisiert durch Licht und Schatten. Sie erinnert sich an die Zeit mit Leonides, den sie gerade verlassen hat. Der zweite Teil geht in der Zeit zurück und schildert Adinas Ankunft und Neubeginn in Berlin. Es folgt der dritte Teil mit den Ereignissen in dem Landhaus an der Oder, der vierte Teil beschreibt ihren Weg aus der Uckermark bis nach Helsinki und verbindet sich hier mit der Gegenwart. Ergänzt wird die Geschichte durch Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend. In einem eigenen Erzählstrang taucht immer wieder die blaue Frau auf, sie trägt einen hellen Mantel und ein blaues Tuch. „Wenn die blaue Frau auftaucht, muss die Erzählung innehalten.“ (Zitat Pos. 146). Die Momente dieser Begegnungen werden von einer Ich-Erzählerin geschildert. Die Autorin überlässt es uns Lesenden, diese Figur zu interpretieren, für mich ist es die Idee zu diesem Roman, zur Figur der Adina und zum gesamten Schreibprozess.

Fazit
Ein vielschichtiger, packender Roman mit brisanten aktuellen Themen, mit spannenden Varianten der Erzählperspektiven, mit trotz kleiner Längen sprachlich beeindruckenden Schilderungen, der nachdenklich stimmt und einige wichtige Aspekte der eigenen Interpretation der Lesenden überlässt.
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Denunciada
Circlestonesbooks | 4 reseñas más. | Sep 25, 2021 |

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