Peter R. Neumann

Wir kennen Peter R. Neumann als Experten im Fernsehen. Ich war gespannt auf seine Ausführungen und möchte sie in einem entscheidenden Passus beleuchten (alles weitere ergibt sich daraus):

Als Zeichen für die Gewalttätigkeit Jesus’ bringt der Autor folgendes Zitat von ihm: „Ihr sollte nicht meinen, ich sei gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ (Matthäus 10,34)

Und dann lese ich diesen Satz: „Jede Grausamkeit, die seit dem Jahr 2013 vom IS begangen wurde, lässt sich durch Zitate aus der Bibel genauso rechtfertigen wie durch solche aus dem Koran.“ (S. 141)

In dem neuen Buch Franz Alt „Was Jesus wirklich gesagt hat“ erkennen wir die Bedeutung des o.g. Spruches. Wenn man ihn in der echten, aramäischen Bedeutung übersetzt, lauter dieser Satz: "Ich bin nicht gekommen, um Kompromisse zu schließen. Sondern ich bin gekommen, um Streitgespräche zu führen.“

Ansonsten finden sich im Neuen Testament keine gewalttätigen Aussagen, Jesus steht für Liebe, nicht für Hass, für Eingrenzung und nicht Ausgrenzung, für Verständnis und nicht Diskriminierung. Das Alte Testament ist die Bibel der Juden, die längst erkannt haben, dass es sich dabei lediglich um Geschichten ohne Handlungsanweisungen handelt, die sie wie kein anderes Volk in das Heute gebracht bzw. modern interpretiert haben.

Die Interpretation von Peter R. Neumann vermittelt jene simplifizierend platte, unwissenschaftliche Herangehensweise auf ZDF-Anstalts-Niveau, eines Wissenschaftlers nicht würdig. Es zeigt, dass er noch nicht einmal seine eigene Wurzeln, die christlichen, begriffen hat und sie in der vergleichenden Analyse zu anderen Religionen nicht anwenden kann.

Jesus hat im Übrigen keinesfalls gesagt, dass man den Feind so sehr lieben sollte, dass man ihm auch die andere Backe hinhält, nein er meinte mit dem o.g. Spruch, dass wir uns mit ihm kritisch unterhalten müssen, um die Fehlsichten deutlich zu machen bzw. Totalitarismus offenzulegen, die erreichte Standards der europäischen Aufklärung brechen wollen. Bücher wie dieses behindern diese Strategie.

Der Autor dieses Buches unternimmt nichts anderes, als die Schuld für Gewalt allen Religionen unterzurühren, für ihn gibt es keine vergleichende Religionswissenschaft bzw. eine Geschichte, die z.B. vor 333 Jahren ein einschneidendes Geschehnis vor den Toren von Wien hatte.

Solange Wissenschaftler nicht wenigstens die 3 monotheistischen Religionen bzw. deren Grundlagenwerke studiert haben, sind sie nicht in der Lage, schlüssige Empfehlungen zu geben. Dieses Buch vermittelt nichts außer Inklusion, Deradikaliserung und mehr Chancen geben und natürlich, was sonst am Ende: Ursachenbekämpfung.

Die traurige Ursache, warum es bislang wenig bis keine Ursachenbekämpfung geben kann, sind solche argumentationsschiefen Bücher.
(2016)… (más)