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Sobre El Autor

Obras de Karl-Josef Kuschel

Christmas and the Qur'an (2017) 7 copias
Pentecostal Movements (1996) 3 copias
Festmahl am Himmelstisch (2013) 1 copia

Etiquetado

Conocimiento común

Nombre legal
Kuschel, Karl-Josef
Fecha de nacimiento
1948

Miembros

Reseñas

Theodor Heuss ist nach wie vor richtungsweisend, wenn es um Gedanken und Maßstäbe geht, die die FDP früher mal gesetzt hat. In diesem Buch wird sein Verhältnis zum Judentum und zur Verarbeitung der deutschen Schuldfrage dargelegt, ein beeindruckendes Stück Zeitgeschichte.

Heuss prägte schon früh den Begriff der Kollektivscham, er wich diesem Thema nicht aus und hat es offensiv in das Gedächtnis von uns Deutschen eingebracht, er startete einen schwierigen Gang der Selbstreinigung, mit dem heute einige immer noch ihre Schwierigkeiten haben. Hier liest man jenen Denker wieder, der das deutsche Grundgesetz maßgeblich mit formuliert, der über den verlorenen Krieg, die Traumatisierung durch den totalitären Terror hinaus neue ethisch moralische und politische Ziele gesetzt hat.

Wie wenige andere hat TH dazu beigetragen, die deutsche Demokratie auf feste, überdauernde, nicht totalitäre, demokratische Pfeiler zu stellen. Unprätentiös schwäbisch, sachlich, frei von Gewalt - TH verkörpert nach Adorno die Idee eines Bürgers in einer Welt, in der man sich nicht zu fürchten brauche. Dies alles ist bekannt, aber wenig weiß man über sein Verhältnis zum Judentum, über seine Freundschaften und Beziehungen in diesem Zusammenhang. Vom Kaiserreich über die Weimarer Republik, die Nazizeit bis hin zur BRD, Heuss hat diese verhängnis-volle Bandbreite durchlebt und viel früher als viele es glauben, mit der Aufarbeitung einer Zeit begonnen, die eben nicht erst mit dem Eichmann Prozess 1961 einsetzte.

In seiner Rede in Wiesbaden vor der Jüdisch-Christlichen Gesellschaft am 7.12.1949 sagte er:

"Das Schlimmste, was Hitler uns angetan hat - und er hat uns viel angetan - ist doch dies gewesen, dass er uns in die Scham gezwungen hat, mit ihm und seinen Gesellen gemeinsam den Namen Deutsche zu tragen." Es handelt sich dabei um die kalte Grausamkeit der rationalen Pedanterie, sagt er weiter in dieser Rede, er spricht vom biologischen Materialismus, der keine moralischen Kategorien anerkannte. Heuss plädiert dafür, aus den engen Grenzen des Deutschen, des Franzosen etc. herauszukommen und im Verhältnis Mensch zu Mensch eine freie Bewertung unabhängig von Nationalstaat oder Religion vorzunehmen. "Der Hass folgt der Trägheit der Herzens; er ist billig und bequem. Die Liebe ist immer ein Wagnis. Aber nur im Wagen wird gewonnen."

1932 schon schreibt er ein Buch über Hitler, in dem er den Braunauer unterschätzte, diese Sichtweise später selbst kritisiert: "Ich habe damals noch gemeint, er sei dumm. Ich habe nicht gewusst, dass er der Teufel ist, und der Teufel ist nicht dumm." Er analysiert jene unsäglichen Machwerke naturalistischen Denkens, die sich Begriffen wie "Aufnordung, Parasiten und der gesunden Volkserhaltungssorge" hingeben, um mit diesen Gedanken die Tat einer Auslöschung eines ganzen Volkes zu betreiben.

Heuss vermutet damals, dass die braunen Horden allen Juden die Bürgerrechte aberkennen werden, eine Ahnung, die sehr bald mit dem Ermächtigungsgesetz real werden sollte. "Die völlig Entrechtung jüdischer Mitbürger hatte er (Heuss) erwartet. Tempo und Gründlichkeit ihrer Umsetzung haben ihn überrascht." Allerdings kann er sich damals die Vergasung von jüdischen Mitbürgern nicht vorstellen: "Unsere Phantasie, die aus der bürgerlichen und christlichen Tradition nährte, umfasste nicht die Qualität dieser kalten und leidvollen Vernichtung."

Heuss formuliert später, die Menschen im 3. Reich hätten ihr Gewissen abgegeben wie die Kleidung an der Garderobe. Ein NS-Bonze sagte: "Ich habe kein Gewissen. Mein Gewissen heißt Adolf Hitler." Im Volk konnte man so schnell den Gedanken durchsetzen: ist ja bloß ein Jude. Mit diesem Denken aber begann sie, die unvorstellbare Maschinerie des Grauens. Der deutsch nordische Spießer wird zum Gott mit Allmachtswahn, für Heuss eine Folge des naturalistischen Denkens.

Sich über andere stellen wollen, besser, berechtigter zu sein als jene - dieses Denken ist spezifisch menschlich, in Maßen notwendig für das egoistische Durchsetzen, aber es kippte mit dem Braunauer in Dimensionen, vor denen allen Generationen grauen sollte. Heuss ist für mich ein Denkmal des wirklich Liberalen, also allen zustehenden Grundrechts auf Freiheit und Unveränderbarkeit von der Garantie grundlegend präsenter Menschenwürde.

Wenn die FDP eine sinnvolle "Anschlussverwendung" (O-Ton Rößler zu den freigesetzten Schlecker-Frauen) finden möchte, dann tut sie gut daran, dieses Buch zu lesen bzw. sich auf Heuss zu besinnen. Ihr Weg in den naturalistischen Materialismus durch eine Verspaßung von Politik war ein Verhängnisvoller, "sich von anderen den Schneid nicht abkaufen lassen zu wollen".

Ein wichtiges, hervorragend recherchiertes Buch, versehen mit einer Zeittafel am Ende. Beginn:

1862: Das Großherzogtum Baden gewährt als erster deutscher Staat Juden völlige rechtliche Gleichstellung. 1864 zieht Württemberg nach.
1871: Nach der Reichsgründung wird das Gleichberechtigungsgesetz auf das gesamte Gebiet des Deutschen Reiches übertragen.
… (más)
 
Denunciada
Clu98 | Mar 11, 2023 |
This book took me a long time to read. A lot of concepts I had never heard of. I wish they had more of the interview with him as opposed to the reaction from others to his writing.
 
Denunciada
sunnydrk | Oct 2, 2021 |
Kuschel's timely study of Abraham will come as a sign of hope to all who seek greater understanding among Jews, Christians, and Muslims. Given the historical and contemporary significance of the internecine struggles among these traditions, such a sign is no small thing. That the intensity of the struggles has been due in part to the fact that they have been family feuds is Kuschel's cue: he examines at length the character each of the three traditions claims as "father." The first half of the book is devoted to a careful historical and theological account of the place of Abraham in each of the three traditions. Particularly helpful is Kuschel's attention to exclusivist tendencies in each tradition, tendencies that, in times and places of historical confrontation, have transformed relatedness into division. The second half of the book is devoted to discussion of "an Abrahamic ecumene." This discussion is part of the tradition that found public expression in the 1993 Parliament of the World's Religions in Chicago. In the spirit of that tradition, Kuschel carefully articulates a "global" perspective that does not seek to ignore or eliminate differences. This is a thorough and enlightening discussion, a collection of hope-filled possibilities-a welcome contribution to the all too often discordant symphony of Jewish-Christian-Muslim relations.… (más)
 
Denunciada
stevenschroeder | Jul 31, 2006 |

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35
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