Eugen Kogon (1903–1987)

"Der SS-Staat" von Eugen Kogon ist wahrscheinlich das erschütterndste Buch, das ich je gelesen habe. Es ist ein absolut außergewöhnlich detailliertes und eindringliches Werk, das einen tiefen Einblick in das Horror-Regime des nationalsozialistischen Deutschlands gewährt.

Kogon, der selbst sechs Jahre im Konzentrationslager Buchenwald gefangen gehalten wurde, beschreibt das System der Konzentrationslager in all seinen Schrecken und zeigt, wie die SS die Konzentrationslager als Instrument der Unterdrückung und Vernichtung einsetzte.

Eine der beeindruckendsten Eigenschaften des Buches ist seine Sachlichkeit: Kogon verzichtet darauf, in pathetischen Ausdrücken zu schreiben oder seine Meinung zu bestimmten Ereignissen kundzutun. Stattdessen lässt er die Fakten für sich sprechen, und genau das macht das Buch so erschütternd. Kogon dokumentiert die Gräueltaten der SS und stellt dabei auch ihre Ideologie und ihre Methoden dar. Das ganze Ausmaß des Grauens wird dadurch umso deutlicher, wenngleich auch für mich immer noch unbegreiflich.

Die Frage, wie ein solcher Zivilisationsbruch - noch dazu in dieser geradezu industrialisierten und unvorstellbaren Grausamkeit - überhaupt möglich war, wird mir jenseits der historisch gut untersuchten Faktenlage auf der menschlichen Ebene wohl für immer unbeantwortbar bleiben.

Kogon beginnt mit einer Einführung in das Konzentrationslagersystem und führt dann detailliert durch die verschiedenen Phasen des Lagerlebens, vom Eintritt bis zur (eher theoretischen) Entlassung oder zum Tod. Besonders beeindruckend ist Kogons Beschreibung der Lagerhierarchie und der verschiedenen Gruppen von Häftlingen, die in den Lagern untergebracht waren.

Insgesamt ist "Der SS-Staat" ein Buch, das jeder lesen sollte, um zu verstehen, wie das System der Konzentrationslager funktionierte und welch eigentlich unvorstellbare Verbrechen begangen wurden. Kogons Werk ist ein Meisterwerk der historischen Aufarbeitung, das die dunkelsten Kapitel der deutschen Geschichte transparent und zumindest intellektuell begreiflich macht.

Für mich persönlich war es eine überaus schmerzhafte, aber wichtige Leseerfahrung. Gerade als Deutsche tragen wir eine besondere Verantwortung, die Erinnerung an den Holocaust wach und präsent zu halten. Es ist wichtig, dass wir uns dieser historischen Verantwortung bewusst sind und uns immer wieder mit unserer Vergangenheit auseinandersetzen, um sicherzustellen, dass sich solche Verbrechen niemals wiederholen.… (más)

Perhaps it can be said that theater is the French and not the German genius. (Perhaps Hitler was French.) And this is definitely ‘The Theory and Practice of Hell: Essays’ and not ‘The Theory and Practice of Hell: A Novel’. (I know I’m being absurd but obviously there is a level of metaphor. What I’m saying is it isn’t developed.) But perhaps the strength of this book is indeed that it is not theatrical. The Holocaust was vast, and vast things, that cannot easily be taken in, give themselves to a certain sort of abstraction. “One day, everybody died.” Instantaneous. Abstract. But this is inappropriate, of course. There was a sort of daily life during the Holocaust, (prisoners angling for better jobs or else dying, the SS officers conniving to get the prisoner’s mother’s money)—a sort of baseline, with dips above and below and even trends, but always a sort of everyday life-ness to it. Life and death can be ordinary as well as abstract, even though they do lend themselves to metaphor as well. This book, albeit in a thematic German kind of way, gives you that Everyday Holocaust.

…. Although I don’t mean to imply that it wasn’t horrific beyond words. It was. It was horrific beyond words, and it happened everyday.

…. It—perhaps—should be noted that since what happens to one happens to another, hatred and violence cannot really be contained, nor judgment by mortals who think they are not, so the Nazis could never really spare from themselves all Aryans or Germanics, nor be merciful and just even by their own lights. In the concentration camps you could occasionally find an English pilot, a politically suspect or ‘incurable sick’ German, and indeed common criminals in Nazi times were sent to the most inhospitable prisons, or camps—the very same.

But I say this with some hesitation, since almost always the worst fell on the non-Western, the non-Aryan. One ought to include every victim of injustice, but one often has the inclination of remembering most those of whom one is often reminded for some reason. I only include the previous paragraph to dispel the naive notion of tyrants and their witting or unwitting sympathizers that it is indeed naive to think that the Himmlers of the world all think of all the loyalists as being on the same team ultimately, just because they say ‘Heil Hitler’.

…. If they had won, would they have gone on killing people with breast cancer or alcoholism in the family, forever? Obviously that way does not lie health; that way lies more trauma-illnesses, and then more reprisals, and then more trauma-illness, ad infinitum. They could have gone on killing people forever.… (más)

„Kogon will mit seiner Schilderung ‚die nackte Wahrheit darstellen: alles so, wie es war, nicht anders, nichts verniedlicht, nichts zurechtgemacht… nichts verschwiegen.‘(S. VI Vorwort). Kogon wurde für dieses Buch lange Zeit als ‚Nestbeschmutzer‘ beschimpft, da es eine der ersten Schilderungen des KZ-Systems nach dem Kriege war. Mit seinem Buch will Kogon dafür sorgen, daß durch Selbsterkenntnis und Selbstbesinnung nie wieder Vergleichbares geschehen kann. ‚Es (Deutschland) wird den Richter dann nicht mehr zu fürchten brauchen, weil es sich selber ehrlich beurteilt hat… Weit werden die Konzentrationslager dann hinter dem erneuerten Deutschland liegen.‘ (S. 338/389). Die Bedeutung des Werkes als erste wissenschaftliche Quelle zur Erforschung des KZ-Systems ist nicht zu überschätzen.“
Quelle: Cobet, Christoph [Hrsg.]: Deutschlands Erneuerung : 1945 - 1950 ; [bio-bibliogr. Dokumentation mit 433 Texten] / [Christoph Cobet]. Frankfurt am Main : Antiquariat Cobet 1985… (más)