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Obras de Kathrin Hartmann

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Ich genieße handgebrühten Kaffee zu diesem Buch und lese von grünen Fake News.

Viele Unternehmen, Start-ups und Konzerne kleiden heute ihre Produkte in supergrünes Outfit und erfinden absurdeste Argumente für ihre Waren. Für sie ist die Rettung unserer natürlichen Ressourcen nichts anderes als ein Verkaufsargument. Kathrin Hartmann (KH) benennt in diesem lesenswerten Buch die übelsten Fälle strahlender Täuschungen, gleich zu Beginn den (Ex-) Traum aller technikaffinen Saftliebhaber: Juicero. Die Maschine bzw. Saftpresse war ans Internet angeschlossen und konnte die Ablaufdaten von Gemüse- und Obstbeuteln berechnen, man hatte für satte 180 Dollar im Monat täglich Frischsaft. Ein völliger, überzogener Flop in USA, der Gottseidank an Deutschland vorbei rauschte. Bloomberg entdeckte, dass die verkauften Beutel auch von Hand auszupressen waren, man die Maschine also gar nicht brauchte. „Ein Computer, der Saftpäckchen ausquetscht und damit auch noch eine Menge Plastikmüll produziert: Welch ein Blödsinn.“

Wer war Vorbild für Doug Evans, den Gründer von Juicero? Mein persönliches Negativbild: Nespresso. „Obwohl es in seiner Idiotie dem Juicero in nichts nachsteht, wurde das Kapselkaffeesystem von Nestle zum Welterfolg.“ Alleine die leeren Alu-Kapseln erzeugen jährlich einen 8000 Tonnen schweren Müllberg. Wer wüsste nicht, dass die Herstellung von Alu eine einzige Umweltsauerei ist! KH benennt diesen Prozess allgemein verständlich und so präzise, dass jeder direkt zum eigenen Kaffeebrühen zurückkehren müsste. Energie in rauen Mengen wird benötigt, Stauwerke wurden gebaut, die z.B. in Brasilien 40.000 Indigene zum Umsiedeln zwangen. Wussten Sie, dass ein Kilo Kapselkaffee 80 (achtzig) Euro kostet? Müssen Sie deshalb ein schlechtes Gewissen haben? Iwo, Nestle verspricht mit „The Positive Cup“ eine Nachhaltigkeitsvision: jeder Kapselkauf tut Gutes für die Umwelt und das Gemeinwohl!

Man liest sich weiter durch absurde Argumente von Unternehmen, bei denen sogar Rheinmetall, der Rüstungskonzern, für die Bewahrung von natürlichen Lebensgrundlagen sorgt und die Krauss-Maffei Wegmann-Group großen Wert auf Qualität und Nachhaltigkeit in ihren eigenen Wertschöpfungsprozessen legt. Und man wird erinnert an eine Tatsache, die uns Angst machen muss: Würden alle so konsumieren wie Deutschland, bräuchten wir mehr als 3 Erden. Kennen Sie den Earth Overshoot Day, den Erdüberlastungstag? Wissen Sie, dass jährlich 24 Milliarden Tonnen fruchtbarer Boden verloren geht, dass die Zahl der Hungernden auf 815 Mio gestiegen ist, zwei Milliarden an Mangelernährung leiden und 46 Mio heute als moderne Sklaven arbeiten, bei täglich 3,5 Mio Tonnen Müll? Dass 8 Milliardäre so viel besitzen wie die Hälfte der Menschheit, wer weiß es nicht?

Vom Greenwashing der Probleme leben heute viele bestens, Werbe-, PR- und Marketingagenturen ebenso wie Risikomanager, Siegelinitiativen, Unternehmensberater, Zertifizierungsfirmen, Prüfer, Eventveranstalter etc. Grüne Produkte haben inzwischen einen Handelswert von über 30 Milliarden Dollar, Tendenz steigend. George Clooney als Testimonial für Nespresso preist die Nachhaltigkeitsstrategie, er pflanzt Kaffeebäumchen vor Ort und verspricht im Südsudan 2000 Kaffeebauern aus der Armut zu befreien. Besucht man die Internetseite von Nestle, meint man, sich auf jene der Vereinten Nationen verirrt zu haben. Wir lesen: „Lebensqualität verbessern und zu einer gesünderen Zukunft beitragen: Wir berühren jeden Tag das Leben von Milliarden Menschen: von Bauern, die den verantwortungsvollen Anbau unserer Rohstoffe betreuen, von Familien, die unsere Produkte konsumieren, von Gemeinschaften, in denen wir leben und arbeiten sowie der natürlichen Umgebung, die uns alle umgibt.“

Tatsächlich zahlt Nestle den Kaffeebauern im Südsudan nur 2 US Dollar pro Kilo Kaffee, was unter dem Weltmarktpreis der vergangenen drei Jahre liegt. KH schreibt: „Noch schlimmer ist nur, dass die Vereinten Nationen Multis wie Nestle, Unilever, Bayer und Novartis an der Ausarbeitung der UN-Enwicklungsagenda beteiligt hatten.“ Viele Konzerne also inszenieren eine Art grüne Rettung, die sie durch eigene Zerstörungen erst anrichten. „Wouldnt change a thing“, sagt George Clooney, der Kaffeekapselwerber, dessen Einnahmen selbstverständlich zum Teil zurückfließen in weltweite Hilfe, die seine Frau koordiniert. Ein Retter der Menschheit, ein grüner Gerechter?

Wir alle haben uns bequem eingerichtet in einem System, das weltweite Einkommensungleichgewichte ausnutzt und zu eigenen Zwecken schönredet. Im Grunde sind wir alle Mittäter und das schlechte Gewissen wird lauter, wenn man die Inhalte dieses Buches studiert. In jedem Fall genieße ich meine selbst gebrühte Tasse Filterkaffee. Man muss wirklich nicht jeden Blödsinn mitmachen. Am reichsten ist man, je weniger man braucht. (Geschrieben 2018)
… (más)
 
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Clu98 | otra reseña | Feb 23, 2023 |

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